Hans Krauß errichtete 1689 an der Brander Gemeindegrenze zu Oberschöllenbach einen Bierkeller.
Hans Krauß, seit 1669 Wirt, Bierbrauer in der Brauerei Brand und Zolleinnehmer in Brand für die Markgrafen von Bayreuth – er war Nürnberger und markräflich-bayreuthischer Bürger, und hoch angesehen – wollte seine Brauerei um 1680 ausbauen und benötigte mehr Lagerraum für sein Bier – einen großen Gär- und Lagerkeller.
Auf der Suche nach einem größeren Lagerort stieß er nahe der Gemeindegrenze zwischen Brand und Oberschöllenbach – direkt an der Verbindungsstraße Oberschöllenbach – Brand – auf ein abschüssiges Sandsteingrundstück das ihm geeignet erschien hier seinen Bierkeller zu bauen. Dieses Grundstück begrenzt zum Westen hin das kleine Tal des Altbaches und ist auf dieser Seite bis zum Bach sehr abschüssig. Nach Norden hin fällt der Sandstein schräg ab und wird zur Straße hin wieder eben. Es war wohl für den Brander Bierbrauer Hans Krauß das ideale Gelände aus dem Fels einen Bierkeller herausschlagen zu lassen. Dieses Gelände erwarb er 1680 von dem Bauern Hans Langfritz aus Brand.
Die Bauarbeiten dürften kurz nach dem Erwerbsjahr begonnen haben und dauerten bis 1689. Der Keller hat nur ein leichtes Gefälle nach innen und weist eine Länge von ca. 57 m auf. Krauß ließ zwei parallele, etwa gleich große Kellergänge 2 m tief aus dem Fels heraus meißeln. Keller 1 hat eine Breite von 3,70 m und Keller 2 eine Breite von 4 m. Der Abstand zwischen den beiden Gängen beträgt etwa 4 Meter und verbindet die beiden Kellergänge im hinteren Teil mit zwei Stollen. Betreten kann man die beiden Kellergänge durch einen vorgelagerten 2 m breiten Eingangsstollen, der nur teilweise in den Sandstein gehauen und mit Sandsteinblöcken nach vorne erweitert wurde. Welche Bedeutung der gleich nach dem Eingang nach rechts verlaufende Gang hat, kann mit bestimmter Sicherheit heute nicht mehr gesagt werden. Vermutlich war dies der Eiskeller, da er quer zu den beiden Lagerkellern liegt.
Da der Keller nicht sehr tief in den Sandstein nach unten geht, waren die beiden Gänge nach oben hin offen. Damit sein gelagertes Bier keinen Schaden durch Umwelteinflüsse nahm, baute er über das ganze Areal – es umfasste eine Fläche von ca. 60 Meter Länge und ca. 16 Meter Breite – ein mit Ziegel gedecktes Holzdach mit einer Höhe von ca. 3 Meter, vermutlich ein Giebeldach.
Da Bier bei etwa 6 – 8 °C gelagert werden muss, ist zu vermuten, dass der zuvor erwähnte Querstollen, vor den beiden eigentlichen Lagerstollen, der Eiskeller war, da das Holzdach über dem Keller nicht für genügend kühle und gleichmäßige Temperatur zum Lagern des Bieres sorgen konnte.
Zum Bau des Daches bezog Krauß das Bauholz für die Träger und Balken nicht aus dem Sebalder Wald, sondern von Holzbauern aus der Umgegend. Daher reichte er auch bei dem Sebalder-Forstamt keine Baugenehmigung ein.
Dies verübelte ihm die Forstverwaltung des Sebalder-Waldes sehr, da sie hinter seinem Bau die Errichtung eines Wohnhauses mit Feuerrecht vermutete, für dessen Genehmigung nur sie allein als Behörde zuständig war.
Erst durch eine Inaugenscheinnahme seitens der Forstverwaltung und eines von Hans Krauß unterschriebenen Reverses[1], dass es sich bei dem Bau um einen Bierkeller und kein Wohngebäude handelt, beruhigten sich die Verantwortlichen der Forstverwaltung und erteilten ihm nachträglich eine Baugenehmigung.
Die Oelhafen von Schöllenbach zerstören das Dach des Bierkellers.
Die Nürnberger Patrizierfamilie Oelhafen erwarb 1512 einen großen Teil von Oberschöllenbach und war 1536 im Besitz von ganz Oberschöllenbach (siehe auch hier). Ihr in Oberschöllenbach erbauter Herrensitz war 150 Meter Luftlinie, von dem im Jahre 1689 fertiggestellten Bierkeller des Hans Krauß, entfernt. Es lag zwar nicht auf Oelhafen‘schem Gebiet, aber doch ganz dicht vor deren Haustüre.
Die Oelhafen waren nicht sehr erfreut über das relativ große Bauvorhaben mit seinem hohem Dach. Da sie auch nicht von Hans Krauß über das Bauvorhaben unterrichtet und auch nicht um eine Genehmigung gefragt wurden, vermuteten sie, dass Hans Krauß dort ein großes Wohnhaus baut, das ihnen die herrliche Aussicht über das kleine und romantisch gelegene Altbachtal versperrte. So dicht an ihrer Lehensgrenze wollten die Oelhafen kein Haus dulden, zumal mit einem so hohen Dach. Auch ein Schreiben von Rodolf von Büg und Brand, er war Lehnsherr von Brand, konnten die Befürchtungen der Oelhafen nicht zerstreuen. Zwischen Hans Krauß und der Familie Oelhafen muss es wohl im Laufe der Jahre nach der Fertigstellung des Kellers, wegen der Höhe des Daches, immer wieder zu Streitigkeiten gekommen sein.
Im Jahr 1712 muss dem damaligen Besitzer von Schöllenbach, Christoph Elias Oelhafen von Schöllenbach, der Geduldsfaden gerissen sein. Mit einigen Knechten zerstörte er am 7. Dezember, abends 9 Uhr das komplette Holzdach. Sie zersägten die Balken und Pfosten des Daches und warfen alle Ziegel zu Bruch.
Diese mutwillige Zerstörung eines vom Waldamt Sebaldi genehmigten Baus stieß im Rat der Reichsstadt Nürnberg nicht nur auf Unverständnis, sondern brachte der Familie Oelhafen im Rat reichlich Kritik ein.
Erst als der Rat Christoph Oelhafen den von Hans Krauß unterschriebenen Revers zeigte, gab er kleinlaut bei und sah seinen Übereifer als nicht gemäß ein.
Das Waldamt Sebaldi erteilte noch im gleichen Monat, am 23. Dezember 1712, eine Wiederaufbaugenehmigung des Daches.
1713 verklagte Hans Krauß Christoph Oelhafen von Schöllenbach auf Schadenersatz vor dem markgräflichen Gericht in Baiersdorf.
Die heutige Kellerdecke wird als Kappendecke ausgeführt und ersetzt im 19. Jahrhundert die alte Holzdecke.
Das aus einer hölzernen Konstruktion bestehende Ziegeldach, muss noch weit über 200 Jahre den darunter befindlichen Bierkeller der Brauerei Brand vor Wetterunbill geschützt haben.
Im 19. Jahrhundert, als langsam die Industrialisierung begann, entwickelte sich die sogenannte Kappendecke, in Bayern auch Schienengewölbe genannt.
Sie ist eine Deckenkonstruktion, die aus einem flachen Segmenttonnengewölbe besteht und mit Steinen gebaut wird. Die Kappendecke wurde als statisches System für Geschossdecken in Wohngebäuden, Keller- und Stallgebäuden und in Industriegebäuden verwendet. Kappendecken wurden besonders in Räumen mit hoher Belastung wie in Fabriketagen, Werkhallen, aber auch als Kellerdecken in feuchter Umgebung eingesetzt, weil Holzdecken mit der Zeit verfaulen würden. Wie oft die Holzkonstruktion des Bierkellers der Brander Brauerei in Oberschöllenbach im Laufe der Zeit ausgebessert bzw. erneuert werden musste, ist nicht aktenkundig geworden.
In dieser Zeit – im 19. Jahrhundert – muss an Stelle der hölzernen Dachkonstruktion die heute noch existierende Kappendecke über den Keller gemauert worden sein. Dieses Steingewölbe hat vermutlich der späterer Besitzer der Brander Brauerei, es könnte dies der damalige Brauereibesitzer Johann Paul Gottschalk gewesen sein, mauern und die Holzkonstruktion abtragen lassen.
Die Decke wurde mit behauenen Sandsteinblöcken errichtet. Die Stichhöhe der Kappendecke beträgt üblicherweise etwa 15 % der Breite des zu überspannenden Raumes. Im heutigen Zustand des Kellers wird als Stichhöhe 70 cm gemessen, also eine Gesamtraumhöhe von 2,70 Meter.
Beim Bau der Kellerdecke aus Steinen, wurden auch die Entlüftungsschächte der beiden Gänge mit eingebaut und das bisher nach Norden abfallende Kellergelände um ca. 3,50 bis 4 Meter aufgeschüttet und in seinen heutigen Zustand gebracht, so dass über dem alten Bierkeller der heutige Festplatz von Oberschöllenbach angelegt werden konnte.
Somit war der Oberschöllenbacher Bierkeller ein richtiger, tief im Gestein eingebetteter Felsenkeller.
Der Eingangsbereich wird verlängert.
Der 2 m breite Eingang ist vor der ursprünglichen Eingangstür mit Mörtelsteinen gemauert, was den Schluss zulässt, dass dieser Teil des Eingangs im 20. Jahrhundert vorgemauert wurde. Eine Inschrift von 1944 könnte dies belegen, die innen, neben der alten Eingangstür angebracht ist.
Die ursprüngliche Eingangstüre war wohl früher etwas tiefer im Eingangsbereich angebracht, etwa dort, wo der gewachsene Fels beginnt. Später ist der Eingangsbereich nach Westen hin verlängert worden – so wie er heute noch besteht.
Den heutigen Eingangsbereich mit dem Eingangsportal, ließ die Gemeinde Eckental – auf Initiative der FFW Oberschöllenbach – im Jahr 2017 aufwändig restaurieren. Oberhalb der Holztüre ist im Bogen die Ziffer 1680 eingraviert, die Jahreszahl des Erwerbs des Geländes durch Hans Krauß. In der Mitte der Jahreszahl ist der Löwe aus dem Wappen der Familie Oelhafen abgebildet, die seit 1512 Oberschöllenbach im Besitz hatten.
Der Keller stand ab 1888 leer, als der damalige Brauereibesitzer Michael Gottschalk in seinem Brauereianwesen in Brand einen großen Bier- und Lagerkeller mit einem entsprechenden Eiskeller baute und danach den Keller in Oberschöllenbach nicht mehr als Bierkeller nutzte. Im zweiten Weltkrieg wurde er bis 1945 von einer Nürnberger Lebensmittelfirma zum Lagern von Wein und Spirituosen genutzt und danach, bis 1971, noch für verschiedene andere Zwecke.
Quelle im Felsenkeller
Vor dem Feuerwehrhaus gab es einen Weiher, der früher als Feuerlöschteich genutzt wurde.
Der Teich wurde von einer Quelle, die aus dem rechts neben dem Feuerwehrhaus liegenden Felsenkeller kommt und zusätzlich von einer Überlaufleitung, die am Brunnen beim alten Weiher angeschlossen war, gespeist. Mit dem Bau der Wasserleitung 1960 in Oberschöllenbach, wurde der Löschteich überflüssig. Dieser Feuerlöschteich war von der Gemeinde Oberschöllenbach von 1960 – 1971 an einen Johann Dürsch aus Behringersdorf für 10 DM Pachtzins p.a. verpachtet worden. Der Pachtvertrag wurde 1971 von der Gemeinde (zu dieser Zeit gehörte Oberschöllenbach bereits zur Gemeinde Eschenau) gekündigt, da man bereits zu dieser Zeit den Bau eines neuen und modernen Feuerwehrhauses plante, das man 1975 links neben den Keller baute. Der Teich wurde aufgeschüttet und um 1990 ein Spielplatz darauf errichtet.
Das Abflussrohr, das das Wasser der Quelle in den Altbach leitete, verstopfte (vermutlich durch das Aufschütten des Teiches) und der Keller lief voll Wasser.
2017 legte die FFW Oberschöllenbach den Keller wieder trocken und leitet heute das Quellwasser mit Hilfe einer Pumpe über eine Rohrleitung aus dem Felsenkeller in den nahen Altbach.
[1] ein Revers, auch Reversal, ist eine schriftliche oder vertragliche Zusage einer Verpflichtung
QUELLE:
Ober- und Unterschöllenbach – Entwicklung zweier Dörfer im Schwabachgrund im Wandel der Jahrhunderte – Peter Bajus (2018);(gelbes A4 Büchlein – Gedruckt 2018 – 52 Seiten)