Der Bierkeller
Text und Bilder von Peter Bajus im Rahmen seines Wanderführers
Ein Bierkeller wird in Oberschöllenbach aus dem Fels herausgehauen
Die Brauerei Brand wollte um 1680 ihre Brauerei ausbauen und benötigte mehr Lagerraum für ihr Bier. Auf der Suche nach einem größeren Lagerort stieß der damalige Besitzer der Brauerei Brand, Hans Krauß, nahe der Gemeindegrenze zwischen Brand und Oberschöllenbach – direkt an der Verbindungsstraße Oberschöllenbach – Brand – auf ein abschüssiges Sandsteingrundstück das ihm geeignet erschien hier einen Bierkeller zu bauen. Bis in unsere Neuzeit reichte früher die Flurgrenze des Dorfes Brand im Westen bis fast an den Altbach von Oberschöllenbach.
Dieses Grundstück erwarb der Brauereibesitzer von einem Brander Bauern 1680 und er begann noch im gleichen Jahr einen Felsenkeller aus dem Sandstein heraus hauen zu lassen.
Da der Fels hier zur Straße hin sehr stark abfiel, wurden die beiden Gänge für den Keller in offener Bauweise aus dem Fels herausgemeißelt. Somit war der Keller nach oben hin offen. Damit sein gelagertes Bier keinen Schaden durch Umwelteinflüsse nahm, baute er über das ganze Areal – es umfasste eine Fläche von ca. 60 Meter Länge und ca. 16 Meter Breite – ein mit Ziegeln gedecktes Holzdach mit einer Höhe von ca. 3 Meter, vermutlich ein Giebeldach.
Da das Holzdach über dem Keller nicht für genügend kühle und gleichmäßige Temperatur zum Lagern des Bieres sorgen konnte, Bier muss bei etwa 6 – 8 °C gelagert werden, wurde ein Querstollen vor den beiden eigentlichen Lagerstollen, als Eiskeller in den Felsen getrieben.
Die Oelhafen von Schöllenbach zerstören das Dach des Kellers
Die Nürnberger Patrizierfamilie „Oelhafen von Schöllenbach“ war bereits seit 1536 im Besitz des Dorfes Oberschöllenbach. Ihr in Oberschöllenbach erbauter Herrensitz war 150 Meter Luftlinie, von dem im Jahre 1689 fertiggestellten Bierkeller des Hans Krauß, entfernt. Es lag zwar nicht auf Oehafen‘schem Gebiet, aber doch ganz dicht an der Flurgrenze vor deren Haustüre.
Die Oelhafen waren nicht sehr erfreut über das relativ große Bauvorhaben mit seinem hohes Dach, da sie auch nicht von Hans Krauß über das Bauvorhaben unterrichtet und auch nicht um eine Genehmigung gefragt wurden. Sie vermuteten, dass Hans Krauß dort ein großes Wohnhaus bauen wollte, das ihnen die herrliche Aussicht über das kleine und romantisch gelegene Altbachtal versperrte.
Obwohl das Bauvorhaben des Bierkellers vom damaligen Forstamt „Sebalder Wald“ durch die Stadt Nürnberg genehmigt war, forderte die Familie Oelhafen den Brauereibesitzer aus Brand auf das Dach wieder abzureißen. Als sich Hans Krauß über Jahre hinweg weigerte diesem Verlangen nachzukommen, riss der damalige Oelhafen, Christoph Elias Oelhafen von Schöllenbach, in einer Nacht- und Nebelaktion am 7. Dezember 1712, das Dach kurzerhand selbst ab.
Diese mutwillige Zerstörung eines vom Waldamt Sebaldi genehmigten Baus stieß im Rat der Reichsstadt Nürnberg nicht nur auf Unverständnis, sondern brachte der Familie Oelhafen im Rat reichlich Kritik ein. Auch das markgräflichen Gericht in Baiersdorf verurteilte sie auf Schadenersatz.
Eine Kappendecke wird über dem Bierkeller eingezogen
Das aus einer hölzernen Konstruktion bestehende Ziegeldach, muss noch weit über 150 Jahre den darunter befindlichen Bierkeller der Brauerei Brand vor Wetterunbill geschützt haben.
Im 19. Jahrhundert, als die Industrialisierung begann, entwickelte sich die sogenannte Kappendecke, in Bayern auch Schienengewölbe genannt. Sie ist eine Deckenkonstruktion, die aus einem flachen Segmenttonnengewölbe besteht und mit Steinen gebaut wird. Die Kappendecke wurde als statisches System für Geschossdecken in Wohngebäuden, Keller- und Stallgebäuden und in Industriegebäuden verwendet. Kappendecken wurden besonders in Räumen mit hoher Belastung wie in Fabriketagen, Werkhallen, aber auch als Kellerdecken in feuchter Umgebung verbaut.
In dieser Zeit – im 19. Jahrhundert – muss an Stelle der hölzernen Dachkonstruktion die heute noch existierende Kappendecke über den Bierkeller in Oberschöllenbach gemauert worden sein. Dieses Steingewölbe hat vermutlich der späterer Besitzer der Brander Brauerei mauern und die Holzkonstruktion des bisherigen Daches abtragen lassen.
Beim Bau der Kellerdecke aus Steinen, wurden auch die Entlüftungsschächte der beiden Gänge mit eingebaut und das bisher nach Norden abfallende Kellergelände um ca. 3,50 bis 4 Meter aufgeschüttet und in seinen heutigen Zustand gebracht, so dass später über dem alten Bierkeller der heutige Festplatz von Oberschöllenbach angelegt werden konnte. Somit ist der Oberschöllenbacher Bierkeller seit dieser Zeit ein richtiger, tief im Gestein eingebetteter Felsenkeller.
Ab 1888 stand der Keller leer. Der damalige Brauereibesitzer Michael Gottschalk baute auf seinem Brauereianwesen in Brand einen großen Bier- und Lagerkeller mit einem entsprechenden Eiskeller. Damit wurde der Keller in Oberschöllenbach überflüssig und nicht mehr genutzt.
Der Bierkeller steht heute leer. Er wurde 2017 von der FFW Oberschöllenbach saniert und wieder begehbar gemacht. 1975 baute die FFW Oberschöllenbach links neben den Keller ihr Feuerwehrhaus.
Der Keller ist normalerweise geschlossen. Er ist in der Regel nur zugänglich, wenn die Freiwillige Feuerwehr vor dem Feuerwehrhausareal ein Fest veranstaltet (z.B. 1. Mai).
Wegebeschreibung
Wer zum ehemaligen Bierkeller gehen möchte, beginnt den Weg am Brander Weiher, gegenüber dem Sportplatz des TSV Brand mit dem Eckentaler Spazierweg Nr. 2. Wir folgen den Wegezeichen des Spazierweges, bis wir nach einigen Meter auf den Eckentaler Rundweg Nr. 1 (von vorne) und Nr. 2 (von rechts) stoßen. Alle drei Wegemarkierungen biegen nach links (aus bisheriger Laufrichtung) ab, in den sogenannten „Bierweg“ durch den Wald in Richtung Oberschöllenbach. Am Waldende treffen wir auf die Lechstraße in Oberschöllenbach. Hier biegen wir rechts ab, gehen auf die andere Straßenseite und gelangen nach gut 300 Meter an die Donaustraße. Hier biegt Rundweg Nr. 2 nach links in die Donaustraße ab, der Spazierweg Nr. 2 biegt nach rechts, auf einem Flurweg zum gegenüberliegenden Wald ab. Wir gehen mit dem Zeichen des Eckentaler Rundweges Nr. 1 die Lechstraße geradeaus weiter und erreichen nach einigen Meter das Feuerwehrhaus der FFW Oberschöllenbach. Direkt rechts neben dem Feuerwehrhaus befindet sich der Eingang des ehemaligen Bierkellers.
Möchte jemand den ganzen Eckentaler Rundwanderweg Nr. 1 erwandern, findet er den Verlauf des Weges in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.
Quelle: Peter Bajus, „Die Historie des Oberschöllenbacher Felsenkellers (2018)“
Auch vom Wochenklick in leicht abgewandelter Form veröffentlicht – Wochenklick: Der Bierkeller
ANMERKUNG
Weitere Details zur Geschichte des Felsenkellers hat auch Heinz Wölfel zusammengetragen und in einer mehrseitigen Zusammenstellung weiterer Oberschöllenbacher Baudenkmäler dargestellt. Die Datei wird in einem neuen Fenster geöffnet!